Gründung des sozialdemokratischen Vereins „Unterfertigter meldet hiermit höflichst den unterm 6. Juni 1914 gegründeten sozialdemokratischen Verein an.“ Hochachtend unterschrieben vom 1. Vorsitzenden Alois Lederle. Dieses Gesuch an die Polizeibehörde wurde vom Bürgermeister an das „Königliche Bezirksamt Sonthofen“ weitergeleitet und von diesem bescheinigt. Dies war der Anfang einer inzwischen 100jährigen Geschichte der organisierten Arbeiterbewegung in Blaichach. Die Mitglieder des ersten Vorstandes waren Taglöhner und Fabrikarbeiter. Es gibt nicht sehr viele Dokumente aus der damaligen Zeit, man kann aber vermuten, dass die Gründung mit dem Weberaufstand 1912 in Blaichach zusammenhängt, bei dem sich erstmals die Arbeiterschaft der „Baumwoll-Spinnerei u. Weberei“ von Heinrich Gyr gegen Missstände in der Fabrik wehrte. Jede Veränderung in der Vorstandschaft musste gemeldet werden und auch „Diskussionsabende“ bedurften der Genehmigung.
Die Zeit vor 1933 Bei den Gemeinderatswahlen 1925 war die SPD mit 5 Sitzen erfolgreich. Mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit begann auch in Blaichach die Zeit der Aufmärsche vor allem der Nationalsozialisten. Aufgrund einer Verfügung wurde der Gemeinderat 1933 neu gebildet, d.h. die Ratsmitglieder wurden bestimmt. Sie mussten Treue und Gehorsam „dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler“ schwören. Demnach stellte die NSDAP 7 Mitglieder, der Stahlhelm und Bayerische Volkspartei je 2 und 1 Gemeinderat gehörte dem Bauernbund an. Ein Gemeinderat, der damals aus der NSDAP austrat, wurde wegen „Unzuverlässigkeit“ ausgeschlossen. Mit der feierlichen Eröffnung der „Anwalterschule des Gaues Schwaben“ im „Schlössle“ in Blaichach, etablierte sich die NSDAP endgültig. Das Allgäuer Anzeigeblatt titelte am 16.8.33: „Eine wundervolle und fruchtbringende Pflanzstätte des Nationalsozialismus“. Neubeginn nach 1945 – das „rote“ Blaichach 1945 setzten die Amerikaner als Besatzungsmacht Wilhelm Heisele als 1. Bürgermeister ein. Dieser war Mitglied der KPD und als solches wohl am wenigsten „belastet“. Bei den ersten Gemeinderatswahlen 1946 trat die SPD nicht an (obwohl schon eine Neugründung stattgefunden haben muss). CSU und KPD hielten sich die Waage. Die starke Rolle der KPD nach dem Krieg verschaffte der Gemeinde den Ruf vom „roten Blaichach“, den man auch heute noch manchmal hört. Die Auseinandersetzungen zwischen KPD und SPD um den richtigen politischen Weg gingen sicher nicht lautlos über die Bühne. Bei den Wahlen 1948 wurde die SPD stärkste Fraktion im Gemeinderat und konnte dieses Ergebnis bei den Wahlen 1966 und 1972 wiederholen (jeweils 6 Sitze). Mit Alfred Hesse stellte sie auch viele Jahre den 2. Bürgermeister der Gemeinde. Dieser Aufschwung der SPD in Blaichach hängt sicher auch mit dem Zuzug von über dreihundert Flüchtlingen aus Schlesien und dem Sudetenland nach dem Krieg und der Ansiedelung der Firma Bosch zusammen. Frauen engagieren sich in der SPD In dieser Zeit nahm die Mitgliederzahl fast sprunghaft zu und auch der Anteil der Frauen unter den Mitgliedern. Sie engagierten sich auch zunehmend in der Partei- und Gemeindepolitik. An dieser Stelle darf an einige dieser „starken Frauen“ erinnert werden: Resi Ledermann, Wally Aue (Gemeinderätin von 1972-1988), Erna Sturm, Resi Stiegelmaier (1990-2001), Karin Noventa, Gisela Stürmer, Anke Martin (2002-2013 im GR, viele Jahre 2. und 3. Bürgermeisterin, Mitglied des Kreistages, Vorsitzende des Ortsvereins von 1989-94), Margit Miller (seit 2008 Gemeinderätin). Politische Arbeit für die Gemeinde Im Jahre 1966 machte Willy Brandt Station in Blaichach. Dieser Besuch und das Lob von „höchster Stelle“ für die Blaichacher Genossen gaben einen starken Impuls für die weitere Arbeit des Ortsvereins. Unter den Vorsitzenden Günther Werner, Martin Sturm, Gerhard Bunk, Anke Martin, Bernhard Fritz, Günther Hlatky und Christian Matzek wurden zusammen mit der Fraktion viele Themen der Gemeindepolitik aufgegriffen und zum Teil umgesetzt. Dazu gehören u.a. die Gründung des „Jugendtreff Blaichach 1974, die erste „Tempo 30“ Straße in Ettensberg, die Beseitigung der „Giftfässer“ am Reuteweg, der Bau des Seniorenheims (eine Herzensangelegenheit der SPD) bis hin zur Ablehnung eines Wasserkraftwerkes im Haldertobel. Die SPD ist bisher die einzige Partei, die sich gegen die Zerstörung dieses Naturdenkmals ausspricht. Diese Themen wurden oft gegen erheblichen Widerstand der anderen Parteien auf die Tagesordnung gesetzt und auf öffentlichen Versammlungen diskutiert. Zeitweise gab es auch eine eigene Informationsschrift (bevor die Gemeinde ihr Mitteilungsblatt beschloss). Daneben gab es auch immer wieder kulturelle Veranstaltungen, z.B. mit der „Gruppe STS“ („Fürstenfeld“) oder dem Kabarettisten Sigi Zimmerschied in der Mehrzweckhalle. Ein kleines „Trauma“ haben die verlorenen Bürgermeisterwahlen bei der SPD in Blaichach hinterlassen. Trotz mehrerer Anläufe mit kompetenten Kandidaten (Anke Martin, Stefan Pscherer, Sigi Bader) gab es sehr knappe Niederlagen gegen die bestehenden politischen Bündnisse in der Gemeinde. Schade, aber hier gilt der Spruch aus dem Allgäuer Bauernkrieg: „Lond it Luck!“ Gerhard J.S. Bunk